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Finding Dory

posted by Johannes Mayrhofer 8. Oktober 2016 0 comments

Eines vorweg: Der Titel ist äußerst irreführend, denn Dory ist in Findet Dorie eigentlich von Anfang an dabei.

Mittlerweile haben sich im Kinojahr klare Routinen herauskristallisiert. Beispielsweise können wir uns darauf verlassen, dass spätestens alle drei Monate neue Superheldinnen und Helden über die Leinwand düsen. Ähnlich ist es auch mit Animationsfilmen: Nachdem uns Disney im Frühjahr bereits mit dem großartigen Zootopia beglückt hat, folgt jetzt der Pixar-Spätsommerhit: Mit Finding Dory findet Finding Nemo nach 13 Jahren seine Fortsetzung! Randnotiz: Im Dezember folgt mit Moana (deutscher Titel: Vaiana) der dritte Disney-Animationsstreich des Jahres.

Finding Dory spielt ein Jahr nach Finding Nemo. Dory (Talkmasterin Ellen DeGeneres) lebt bei Nemo (Hayden Rolence) und Marlin (Albert Brooks) und findet sich, so gut es geht, mit ihrem Leben als vergessliche Paletten-Doktorfischin ab. Als sie sich eines Tages aus heiterer Wasseroberfläche plötzlich an ihre Eltern und einige Details aus ihrer Kindheit erinnert, ist sie nicht mehr zu stoppen. Sie will ihre Eltern unbedingt finden. Wohl oder übel müssen ihr Nemo und Marlin nach, um auf sie aufzupassen. Auf ihrer Reise begegnen sie freundlichen, unfreundlichen und monströsen Meeresbewohnerinnen und Bewohnern, finden neue Freunde wie den grummeligen Septopus – Septopus, weil er nur noch sieben Arme hat! – Hank (Al Bundy-Darsteller Ed O’Neill), die zerrupfte Möwe Becky und auch alte Bekannte. Zumindest im englischen Original trifft Dory amüsanterweise auch auf Sigourney Weavers Stimme.

Dory ist ein lieber, unterhaltsamer und lustiger Film für Groß und Klein. Schon der Pixar-übliche Vorfilm um ein Möwenküken, das sich vor dem Meer fürchtet, ist so entzückend, dass man sich fragt, wie Finding Dory da noch mithalten kann. Es ist eine Freude, zu beobachten, welche Fortschritte die Animationstechnik in den letzten fünfzehn Jahren erreicht hat. Erneut beweisen Disney Pixar, dass sie es perfektioniert haben, mehr oder weniger gesichtslosen Figuren wie Robotern oder Fischen eine unglaubliche Palette an Emotionen in die vermenschlichten Gesichter zu legen. Wir sehen und spüren richtig Dorys Unbekümmertheit, Marlins Sorgen oder Hanks Pessimismus. Untermalt wird Finding Dory von einem verspielten und wunderschönen Soundtrack von Thomas Newman, der das Geschehen von stressigen Verfolgungsjagden bis zu gefühlvollen Momenten immer perfekt untermalt. Die stressigen Verfolgungen legen übrigens eine Sichtung in 3D nahe.

So wirklich perfekt ist Dory dennoch nicht. Zu belanglos ist die Reise durch den Ozean, auch wenn die Schlussfolgerung – Familie ist, wo man glücklich ist – eine durchaus wertvolle Botschaft ist, die einerseits kindgerecht ist und an die sich andererseits die meisten Erwachsenen auch immer wieder erinnern dürfen.

Es ist vielleicht nicht ganz fair, Finding Dory mit dem folgenden Vorwurf zu konfrontieren: Wo bleibt die Meta-Ebene? Sei es nun politisch wie in Zootopia (dt. Zoomania) oder eine psychologische, wie sie Upside Down (dt.: Alles steht Kopf) geboten hat. Von den indirekten Vorgängerfilmen aus den Häusern Disney/Pixar wurde hier mehr geboten. Die Kunst bestand darin, dass diese Filme all das waren, was Dory auch ist. Doch waren sie auch noch mehr, ohne ihre Botschaften ihrem Publikum gewaltsam aufzudrücken. Kinder konnten sie genießen, für Größere war aber mehr als nur Spaß, Drama und Unterhaltung dahinter. Dory ist in dieser Hinsicht leider etwas belanglos.

Dory ist lustig, süß, unterhaltsam, teilweise rührend, kurzweilig und belanglos. Wer sich einfach 103 Minuten amüsieren und gut gelaunt das Kino verlassen will, wird aber allerbestens bedient.

Finding Dory
(dt. Titel: Findet Dorie)
Regie: Andrew Stanton, Angus MacLane
Drehbuch: Andrew Stanton, Victoria Strouse
Soundtrack: Thomas Newman
Cast: Ellen DeGeneres, Albert Brooks, Diane Keaton, Ed O’Neill, Eugene Levy, Ty Burrell …
Laufzeit: 103 Minuten
FSK: jugendfrei
Kinostart: 29.09.16 (AT)

Das Titelbild stammt von der offiziellen Facebook-Seite des Films.

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