Politik

Ist Wohnen Luxus? Interview mit Walter Steidl

posted by Daniel Winter 14. November 2016 0 comments
Hallo Salzburg sprach mit dem Chef der SPÖ Salzburg Walter Steidl darüber, warum das Leben in Salzburg so teuer ist. Ein Interview über steigende Wohnpreise, Zweitwohnsitze und die Frage, warum Mieten geschützt werden müssen.

Hallo Salzburg: Für einen Verlängerten zahlt man im Bundes­land Salzburg schon mehr als drei Euro, für einen Quadratmeter Wohnfläche durchschnittlich 13 Euro. Ist das Leben in Salzburg noch leistbar?

Walter Steidl: Die Löhne stagnieren, während das Leben immer teurer wird. Vor allem in Salzburg. Im Schnitt verdienen die Salzburgerinnen und Salzburger 1.412 Euro netto pro Monat, Pension­istinnen und Pensionisten erhalten 1.231 Euro netto monatlich, Urlaubs- und Weihnachtsgeld inklusive. Wenn man bedenkt, dass Mieten von 1.000 Euro warm pro Monat üblich sind, erkennen wir, wie schwierig das Leben für viele geworden ist. Zum Glück haben wir in Österreich ein gutes Sozialsystem, das auf Solidarität beruht. Das ist nicht vom Himmel gefallen, sondern durch die hartnäckige Arbeit der Sozialdemokratie im 20. Jahrhundert Stück für Stück entstanden.

Die Löhne stagnieren, während das Leben immer teurer wird
(Walter Steidl, SPÖ-Landesparteivorsitzender)


Hallo Salzburg:
Wäre es nicht die Verantwortung der Politik, gegenzusteuern?

Natürlich. Auch die Salzburger Landes­politik kann gegensteuern, zum Beispiel beim Wohnen. Durch eine gute Wohnbauförderung könnte die Landes­regierung dämpfend auf die Wohnpreise einwirken. Leider macht die Landes­regierung von Wilfried Haslauer das nicht. Sie verteilt üppige Geld­geschenke von 55.000 Euro und mehr. Sogar die Errichtung von Villen, die mehr als eine Million Euro kosten, wurde gefördert. Die Warnungen der SPÖ schlug die Regierung in den Wind. Aufgewacht ist Landeshauptmann Haslauer erst, als das Chaos perfekt und die Kassen leer waren. Nun sollen zwar immer noch Geldgeschenke an Gutverdienende (Einkommen von bis zu 5.520 Euro netto für eine vierköpfige Familie, Anm.) verteilt werden, doch werden diese gekürzt. Der Schwerpunkt der Förderung muss auf erschwingliche Mieten gesetzt werden. Außerdem soll das Land wieder günstige Kredite vergeben, die wieder zurückbezahlt werden und anderen zur Verfügung stehen.

Hallo Salzburg: Die Wohnpreise in Salzburg sind aber nicht erst seit Schwarz-Grün teuer.

Das stimmt, hat aber auch Gründe. Salzburg ist beliebt. Viele wollen zu uns ziehen. Die Wohnformen haben sich verändert. Lebten vor wenigen Jahr­zehnten noch Großfamilien unter einem Dach, nimmt der Anteil an Einpersonen-Haushalten, so wie die durchschnittliche Wohnungsgröße heute stark zu. All das führt in Kombination mit begrenztem Bauland und Leuten, die für eine Wohnung oder ein Haus in Salzburg beinahe jeden Preis zahlen, dazu, dass die Preise steigen. Die Wohnbauförderung der Regierung Haslauer fördert nun Einfamilien­häuser auf der grünen Wiese, anstatt günstigen Mietwohnraum.

Ich trete dafür ein, dass keine neuen Zweitwohnsitze mehr gebaut werden dürfen
(Walter Steidl, SPÖ-Landesparteivorsitzender)

Hallo Salzburg: Die SPÖ gilt oft als mieterfreundlich und eigentumsfeindlich. Was ist schlecht daran, wenn eine Familie lieber im eigenen Haus lebt?

Gar nichts ist schlecht daran. Ich verstehe jeden, der sich den Traum eines eigenen Hauses verwirklichen will. Dennoch bin ich der Meinung, dass wir uns zuerst um jene kümmern müssen, die in einem Miet­verhältnis wohnen, weil sie sich kein Eigen­heim leisten können. Salzburg hat nach Wien den zweithöchsten Anteil an Mieterinnen und Mietern in Österreich. Eigentums­feindlich ist die SPÖ deswegen nicht. Viele unserer Mitglieder, Sympathisantinnen und Sympathisanten leben in ihren eigenen vier Wänden. Natürlich soll auch dieser Be­reich unterstützt werden, aber eben nicht schwerpunktmäßig.

Hallo Salzburg: Wie steht die Salzburger SPÖ zur Zweitwohnsitzabgabe?

Ein Eingriff in das Erbrecht kommt für mich nicht in Frage. Jene, die sich recht­mäßig einen Zweitwohnsitz gekauft haben, sollen diesen behalten dürfen. Da bebaubares Land in Salzburg aber Mangel­ware ist, trete ich dafür ein, dass keine neuen Zweitwohnsitze mehr gewidmet und gebaut werden dürfen. Eine erhöhte Abgabe auf Zweitwohnsitze wäre für mich ebenfalls eine Option.

Hallo Salzburg: Wird Salzburg immer mehr zum Luxus?

Ich bin viel in Salzburg unterwegs. Dabei erzählen mir die Leute oft, dass das Leben immer teurer wird. Auch Salzburgerinnen und Salzburger, die einen Vollzeitjob haben, sind betroffen. Man spricht dabei auch von den „Working Poor“, also von jenen, die trotz Arbeit arm oder armutsgefährdet sind. Das Ziel von Bundeskanzler Christian Kern, in Österreich wieder Vollbeschäftigung zu erreichen und in den nächsten vier Jahren 200.000 neue Jobs schaffen zu wollen, ist daher der richtige Weg, um die Bürgerinnen und Bürger zu unterstützen.

Hallo Salzburg: Hat die Landesregierung überhaupt Möglichkeiten, gegenzusteuern?

Ja. Sie kann Anreize setzen, etwa in den Bereichen Tourismus und Wirtschaft. Sie könnte Start Ups unterstützen und deren Produkte abnehmen. Die Landes­regierung könnte mutiger sein, um nachhaltigen Ganzjahrestourismus mit Ganzjahresarbeitsplätzen zu etablieren. Weiterhin fordere ich ein Technisches Institut mit dem Schwerpunkt Holz. In der Kuchler Gegend hat sich eine weltweit anerkannte Branche in diesem Bereich entwickelt. Aufbauend auf der FH Kuchl wäre das eine ideale Weiterentwicklung. Dadurch können neue, gute Arbeitsplätze entstehen.

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