Der neue Fahrplan ist eingetreten, oder besser auf uns hereingestürzt und eine Reihe erheblicher Veränderungen machen sich bemerkbar. Wobei, so viele Veränderungen sind es dann auch nicht, weil das Hauptproblem bleibt: STAU. Aber der Reihe nach.
Geschätzte Fahrgäste, es tut mir leid! Wenn man Pferdeäpfel in Zucker wälzt, kann man sie als Donuts verkaufen.
(Der Stangerlfahrer)
Ich möchte mich diesmal einfach entschuldigen bei euch, mehrmals, da ich vielerorts und auch in diesen Kolumnen die Verkehrsführung und allgemein die Verkehrspolitik angeprangert habe. Ich habe Unfähigkeit, Unwissenheit und Kurzsichtigkeit als Gründe angeführt, die den öffentlichen Verkehr in Salzburg Land und Stadt zu dem machen, was er ist: unattraktiv, teuer, ineffizient, langsam, verwirrend und nicht zum Ziel bringend im wahrsten Sinne.
In strotzender Naivität glaubte ich, dass es auch möglich sein kann, etwas zu verbessern, nach hehren Zielen zu greifen, die Zukunft auf sichere Bahnen (mitzu-)lenken. Man möchte doch wirklich glauben, dass gerade ein öffentliches Unternehmen, oder genauer gesagt ein Unternehmen in öffentlicher Hand doch am besten und genauesten darauf schaut, was die Kund_innen und die Teilhaber (Stadt, Land und Energie AG) möchten bzw. erwarten. Da es ein öffentliches Unternehmen ist, gehört es auf gewisse Weise doch allen in der Gesellschaft. Dass es sich auch um Steuergeld handelt, brauche ich nicht weiter betonen. Doch mitnichten. Wie bereits mit der Post AG, so wird auch – wenngleich verborgener – in Bezug auf den öffentlichen Verkehr agiert; langsam und Schrittweise, so wie die Obusse in der Stadt vorankommen, liquidiert. Ja, liquidiert, da dies mittlerweile planmäßig erscheint und nicht mehr einfach so passieren kann. Freilich kann ich es nicht belegen, und so steht meine Aussage hier als eine schlichte Behauptung. Und doch platziere ich meine Hypothese auf mehre Fakten, die gerade jetzt durch den Fahrplanwechsel, gerade beim Obus, wiederaufgekommen sind.
Aja und es waren ja auch noch Wahlen zum Bürgermeister.
Achtung Sarkasmus: Schlussendlich hat ein altbekannter Öffi-“Freund” gewonnen. Gratulation…
Warum nun so negativ?
Ich habe diese Reihe gestartet, da ich wie gesagt meinen Beruf als Bus-/Obuslenker sehr gerne ausführe. Es macht mir Spaß, es ist eine Berufung für mich. Doch wenn der Ast, auf dem du sitzt, von Holzwürmern zerfressen wird und am Ende auch noch weitgehend durchgesägt ist, vergeht dir die Laune zunehmend.
Ein kleines Best-Of der Veränderungen: Die Verlängerung der Linie 3 zur Landstraße, auch als Salzburg Nord beschrieben, erscheint ja auf den ersten Blick als notwendig, da man theoretisch die Verknüpfung mit den Postbussen verbessern kann. Die Aussage einiger Herren in Bezug auf die Zeitersparnis, die Pendler_innen nun haben (kolportierte 10 min), sind wie eine Watschn ins Gesicht eines jeden klardenkenden Menschen. Es wurden die Abfahrtszeiten im Bereich Itzling, beginnend Goethestraße über die Zweigstraße bis hin zur Landstraße so gewählt, dass selbst bei geringstem Verkehrsaufkommen die Zeiten nicht erreicht werden können, da die Obusse die StVo bezüglich Geschwindigkeit erheblich überschreiten müssten, sowie auch die Vorschriften bezüglich des Befahrens der Oberleitung. Dass abgesehen davon ein Spurwechsel aus der Haltestelle über drei Spuren, geregelt von einer 6 sek. (!) Bedarfsampel, geführt wird, ergänzt das ganze Desaster dieser Erweiterung. Beim Frühverkehr ebenso wie abends ist es Usus, 20 Minuten und mehr verspätet zu sein. Aber natürlich wird das als eine Verbesserung verkauft. Geschätzte Fahrgäste, es tut mir leid! Wenn man Pferdeäpfel in Zucker wälzt, kann man sie als Donuts verkaufen.
In weiterer Folge trifft eine Verlängerung auch die Linie 5, die, geplagt durch kurze Ausgleichszeiten, mit einer zeitig befristeten Verlängerung nach Pflanzmann ebenfalls in der Früh in den Kollaps getrieben wird. Gerade jetzt in der schönen kalten Winterzeit ist es besonders angenehm, 28 Minuten auf einen Obus in Gneis zu warten. Geschätzte Fahrgäste, ich entschuldige mich. Auch hier wurde alles “verbessert”.
Die Linie 4 mit der 8 in der Streckenführung zu tauschen ist ein überlegenswerter Ansatz, wenn es auch das Grundproblem der 4er mit dem Stau nicht lösen wird, da die Hauptstaugebiete Sterneckstraße, Esshaverstraße und in Folge der lange Weg von und nach Liefering sind. Man kann sich da sicher selbst ein Bild machen.
Und zu guter Letzt die überpünktliche Linie 1: Ich hoffe, ihr müsst nie nach Kleßheim, weil nur mehr alle halbe Stunde ein Fahrzeug da raus fährt, sofern es überhaupt in der Zeit ist. Mit der Verlegung der Linie von der Fasaneriestraße in die Helmbergstraße wurde wieder eine Glanzleistung an Planungskunst präsentiert. Diese Straße ist so dermaßen eng und die Haltestelle durchgängig zugeparkt, dass es absolut empfehlenswert ist, in Wertpapiere für Autoaußenspiegel zu investieren. Denn da werden viele neue produziert werden müssen…
Basierend auf den Tatsachen, die ich in den letzten Ausgaben bereits erörtert habe, wie Busspuren die eher Lade- und Parkflächen sind und ggf. vom öffentlichen Verkehr benutzt werden können, Haltestellen, die diesen Ausdruck nicht verdienen sowie anarchische Verhältnisse auf den Straßen und zu guter Letzt einen Fuhrpark der wahrscheinlich sogar in Kasachstan besser ausgestattet ist, kann ich froh und munter behaupten, dass der Schlitten, der bergab schießt, nun auch noch mit Raketen bestückt wurde, damit es noch schneller der Talsohle entgegen geht.
Ich behaupte, wie schon anfangs angedeutet, dass diese Sache System hat. Es wird ergiebig der Bereich Verkehr ausgehungert und eingekeilt. Defizitär, umfangreich, personalintensiv, und überhaupt einfach lästig. Der Bereich Verkehr ist schon lange ein Dorn im Auge jener, die sich an hohen Gehältern und Prämien ergötzen und da man sich damals verpflichtete, diesen Bereich einzugliedern, muss man ihn eben zwangsweise noch am Leben erhalten. Die Liebäugelung mit alternativen Fahrgastbeförderungsmittel ist informativ und streckenweise abstrus, doch wird es das Grundproblem nicht lösen. Ihr als Fahrgäste werdet das auch schon erkannt haben oder zumindest mal darüber nachdenken können; ihr steht an der Haltestelle und wartet und wartet, oder sitzt im Bus und es tut sich nichts. Und ebenso alle Kolleginnen und Kollegen. Dies zieht sich wie ein schwarzer Faden durch dieses Konstrukt und wenn sogar Teile der Arbeitnehmer_innenvertretung als GELBE Gewerkschafter_innen agiert haben und an anderer Stelle agieren, bricht das letzte Bollwerk, der Enthusiasmus, die Freude am Job der/die Chauffeur_in einfach weg.
Ich verbleibe abwartend und habe abschließend mit folgendem Tipp: Wenn ihr einen wichtigen Termin habt und ihr diesen auch pünktlich wahrnehmen wollt, dann nehmt zumindest den Bus, der 20 Minuten vorher fährt und kauft das Ticket im Vorverkauf. Alles Gute!
Euer Stangerlfahrer
Disclaimer: Diese Kolumne stellt die Meinung dieses Autors/dieser Autorin dar und spiegelt nicht grundsätzlich die Meinung der Redaktion wider.