Besondere Zeiten verlangen besondere Maßnahmen, ist die Salzburger SPÖ überzeugt und fordert deswegen, Maßnahmen, die es bereits in Bayern und Frankreich gibt, auch in Salzburg umzusetzen. Für das Pflegepersonal auf den Corona-Stationen schlägt SPÖ-Chef Walter Steidl kostenlose Verköstigung vor. Um ihr Umfeld vor einer Ansteckung zu schützen, solle das Land die Kosten für Taxifahrten und Übernachtungen im Hotel übernehmen. Wie die Salzburger Stadträtin Anja Hagenauer (SPÖ) fordert auch Steidl, medizinisches Personal in regelmäßigen Abständen einem Covid19-Test zu unterziehen.
„Bis 2024 werden in Salzburg 3.000 Pflegekräfte fehlen“, warnte die AK-Salzburg im September 2019. Das WIFO errechnete bis 2029 gar einen Mehrbedarf von 4.000 Pflegekräften. Salzburgs Gesundheitslandesrat Christian Stöckl (ÖVP) sprach stets „nur“ von einem Mehrbedarf von 900 Pflegekräften bis 2024. Diese Zahl wurde allerdings schon 2013 das erste Mal präsentiert. Trotz der weit auseinandergehenden Zahlen ist eines klar: Der Bedarf an ausgebildeten Pflegekräften ist groß, sehr groß sogar. Die aktuelle Corona-Epidemie führt das schmerzhaft vor Augen.
Neben den vielen Schlüsselarbeitskräften, die unser tägliches Leben aufrechterhalten (Angestellte in den Supermärkten, bei der Post, den Lieferdiensten, in den Banken und Fabriken, bei den Energie- und Telekommunikationsbetrieben, etc…), leistet derzeit das medizinische, pflegerische und betreuende Personal Höchstarbeit, vor der man sich nur verneigen kann. Um diese Personen, aber auch ihre Angehörigen zu schützen und ihnen eine kleine Anerkennung zu Teil kommen zu lassen, schlägt die Salzburger SPÖ vor, Vorschläge aus dem benachbarten Bayern und aus Frankreich auch in Salzburg umzusetzen.
Laut SPÖ soll sich das Land Salzburg an Bayern und Frankreich ein Beispiel nehmen.
Kürzlich hat der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigt, dass der Freistaat die Kosten für das Essen und Trinken der Pflegerinnen und Pfleger in Spitälern, Seniorenhäusern und sonstigen Betreuungseinrichtungen ab dem 1. April übernehmen wird. Eine Maßnahme, die sich der Salzburger SPÖ-Chef Walter Steidl auch hierzulande wünscht: „Diese Idee von unseren Nachbarn soll auch im Bundesland Salzburg übernommen werden. Das Land kann ein Signal aussenden und Danke sagen. Danke für die Arbeit der Pflege, die gerade jetzt besonders wichtig und gleichzeitig für die Pflege nicht ungefährlich ist.“
Steidl: Land soll außerdem Kosten für Hotelübernachtungen und Taxifahrten übernehmen
Gefallen findet der Steidl auch an Maßnahmen, die in Frankreich getroffen werden: „Frankreich ersetzt medizinisch-pflegerischem Personal die Kosten für eventuell anfallende Taxifahrten von und zur Arbeit, wenn damit Fahrten mit den Öffis umgangen werden. Außerdem übernimmt der französische Staat die Kosten für Übernachtungen in Hotels für dieses Personal.” Schließlich seien Ärztinnen, Ärzte und medizinische Pflegekräfte besonders gefährdet, sich und ihre Angehörigen, sowie das unmittelbare Umfeld anzustecken. “Unter den Angehörigen daheim befinden sich in vielen Fällen auch Menschen aus der Risikogruppe. Wenn es in Salzburg Pflegepersonal gibt, das mit Corona-Patienten arbeitet und zum Schutz ihrer Familie und der Öffentlichkeit statt zu Hause freiwillig in einem Hotel nächtigen will, soll die öffentliche Hand die anfallenden Kosten zahlen”, präzisiert Steidl den Vorschlag und verweist darauf, dass damit gleichzeitig auch der finanziell gebeutelten Hotellerie geholfen werde.
„Die Hotel- und Taxikosten stehen in keiner Relation zu den Kosten, die eine weitere Verbreitung des Virus auslöst. Außerdem unterstützen solche Maßnahmen heimische Hotelbetriebe und Taxler.“
Walter Steidl, Salzburger SPÖ-Chef
Landesregierung lehnt flächendeckende Corona-Tests beim medizinischen Personal ab
Weil das medizinische Personal den Gefahren von Covid-19 besonders ausgesetzt ist und sich in Salzburg derzeit rund 200 Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte in Quarantäne befinden, wartet auch die Sozialstadträtin der Stadt Salzburg Anja Hagenauer (SPÖ) mit einem Vorschlag auf. Sie fordert, alle Ärztinnen und Ärzte, sowie das Pflegepersonal im Land Salzburg auf Covid-19 testen zu lassen: „Wir müssen das tun, was auch in Südkorea geholfen hat, das Virus einzudämmen. Wir brauchen Gewissheit, welche Pflegekraft und welche Ärztin und welcher Arzt gesund sind. Wir können nicht anfangen, bis einer anfängt zu husten, dann ist es schon zu spät.“
Der deutsche Virologe Dr. Christian Drosten hält es sogar für sinnvoll, das gesamte Personal einer Ambulanz jeden Tag zu testen. So könne man wahrscheinlich viele infizierte Pflegekräfte in die Quarantäne schicken, bevor sie überhaupt ansteckend sind. Dessen ungeachtet erteilt man seitens der Salzburger Landesregierung dem Vorschlag eine Absage und begründet dies mit einer unzureichenden Infrastruktur. Derart viele Tests seien nicht durchführbar und nicht sinnvoll, so ein Sprecher des Landes.
Nachtrag (27/03/20): Mittlerweile scheint es seitens der Landesregierung nun doch zu einem Umdenken zu kommen. Inzwischen spricht auch Spitalsreferent Christian Stöckl davon, das Personal in Spitälern und Arztpraxen doch verstärkt durchtesten zu wollen.
Steidl: Einsparungen der Vergangenheit müssen eine Lehre für die Zukunft sein.
Insgesamt sieht sich die SPÖ seit je her als Verbündete der Pflege, was sich auch an ihrer Beharrlichkeit im Landtag ablesen lässt. Die Salzburger SPÖ hat bislang alleine seit dem Jahr 2018 sechzehn Anträge in den Landtag und etliche parlamentarische Anfragen gestellt. Alles mit dem Ziel, der Pflege den Rücken zu stärken und sie aufzuwerten. Der Großteil dieser Anträge wurde im Salzburger Landtag von der Regierungsmehrheit aus ÖVP, Grünen und NEOS abgeschmettert bzw. inhaltlich weitgehend aufgeweicht. „Die aktuellen Geschehnisse bestärken uns und geben uns recht in unseren politischen Forderungen. Die Zeit der gesundheitspolitischen Lippenbekenntnisse ist vorbei”, ist Steidl überzeugt und hofft bei allen politischen Parteien auf ein Umdenken in der Post-Corona-Zeit.