Gesellschaft

Erfolgsprojekt HAI: Die Halleiner Arbeitsinitiative hilft Langzeitarbeitslosen zurück ins Berufsleben

posted by Michaela Ferschmann 5. August 2020 0 comments

Langzeitarbeitslosigkeit: Die meisten denken: “Das kann mir nie passieren. Irgendwann findet man doch einen Job.” Dem ist aber nicht zwingend immer so. Langzeitarbeitslosigkeit kann jede_n treffen. Aufgrund einer längeren Erkrankung oder eines Unfalls, eventuell sogar mit bleibenden Schäden, oder auch weil man plötzlich für die Wirtschaft „zu alt“ ist. Und dann gibt es noch einige, die einfach aufgrund einer schicksalhaften Begebenheit den Boden unter den Füßen verloren haben und so ihre Ausbildung nicht beenden konnten. Oder auch weil sie der deutschen Sprache nicht mächtig sind.

Auf der einen Seite scheuen sich Betriebe, diesen Menschen eine Chance zu geben. Auf der anderen Seite fallen Langzeitarbeitslose zumeist in ein tiefes seelisches Loch, und ihr Selbstbewusstsein schwindet. Keine gute Voraussetzung für ein Vorstellungsgespräch.

Für diese schwierige Ausgangslage wurde vor 34 Jahren der Verein „Halleiner Arbeitsinitiative“ (HAI) gegründet. Zwölf Jahre später wurde aus dem Verein eine GmbH, die bis heute erfolgreich arbeitet und mittlerweile schon drei Mal mit dem Gütesiegel für soziale Unternehmen durch Quality Austria zertifiziert wurde.

Michaela Gadermayr. Foto: Müseler

Michaela Gadermayr übernahm bei der Gründung der GmbH die Geschäftsführung, zuvor war sie schon zwei Jahre beim Verein angestellt. „Wir freuen uns, dass wir von Jahr zu Jahr immer zwischen 50 und 70 Prozent unserer Mitarbeiter_innen am Arbeitsmarkt integrieren können“, berichtet sie. Die vom AMS zugewiesenen Frauen und Männer werden bis zu einem Jahr in unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen der HAI eingesetzt: Zum Beispiel als Verkäuferin im Secondhand Shop fair-kauf, oder im Bereich Transport als Möbelpacker und Übersiedlungshelfer, beziehungsweise im Bereich Grünraum und Landschaftspflege oder auch als Recyclinghofbetreuer auf einem der Halleiner Recyclinghöfe.

Auftraggeber sind neben vielen privaten Kund_innen die Wohn- und Siedlungsgenossenschaften, die Bezirkshauptmannschaft Hallein, der Verein für Sachwalterschaft und die Gemeinden Hallein, Puch, Kuchl, Grödig, Golling und Oberalm. „Die Stadt Hallein ist dabei unser größter Auftraggeber“, berichtet Gadermayr. Das soziale Unternehmen wird zur Hälfte vom AMS und dem Land Salzburg unterstützt. „Durch unser Dienstleistungsangebot und die Einnahmen im fair-kauf Shop, wo wir von Bekleidung bis hin zu restaurierten Möbeln und Elektrogeräten alles anbieten, erwirtschaften wir zu rund 40 Prozent selbst.“

Der Salzburger SP-Landesparteichef David Egger (Mitte) zu Besuch bei der HAI. V.l.: Landtagsabgeordneter Roland Meisl, Halleins Bürgermeister Alexander Stangassinger, David Egger und Michaela Gadermayr. Foto: Müseler

Personalentwickler_innen begleiten die rund 60 Mitarbeiter_innen, die jährlich beschäftigt werden. Personalentwicklung bedeutet für die HAI, die Mitarbeiter_innen beim Erkennen, Entwickeln und Fördern Ihrer Potenziale zu unterstützen und Hilfestellung bei der Beseitigung von Vermittlungshemmnissen zu bieten und bei der Arbeitsplatzsuche beratend zur Seite zu stehen. Dabei kann das Beraterteam auf langjährige Erfahrung zurückgreifen. Diese Unterstützung erfolgt in Form von Beratungsgesprächen. Zentrale Themen sind Stabilisierung, Berufsorientierung, Qualifizierung und Integration am Arbeitsmarkt, sprich Personalvermittlung. Dabei sind Praktika ein wertvolles Instrument zum Erkennen von Potentialen und Abklären der Eignung, sowohl für Arbeitssuchende als auch für Arbeitgeber_innen. „So können Schranken im Kopf abgebaut werden“, berichtet die HAI-Geschäftsführerin. Die Kooperation mit den potentiellen Arbeitgeber_innen und die Rückmeldungen sind für die HAI sehr wertvoll, freut sie sich. 

Michaela Gadermayr ist sich bewusst, dass durch die Corona-Pandemie die hohe Arbeitslosigkeit noch längere Zeit anhalten wird. „Das Kurzarbeitsmodell mit dem Kündigungsschutz sichert vielen Mitarbeiter_innen ihre Arbeitsplätze – aber was kommt nach der Behaltefrist, das ist die große Sorge. Aber eines ist klar: Den Menschen in der Arbeitslosigkeit muss geholfen werden, denn Arbeit stabilisiert die Lebenssituation. „Von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Menschen fehlt nicht nur der Job, sondern auch das Gefühl, gebraucht zu werden. Meist leiden soziale Kontakte und die Gesundheit darunter“, weiß Gadermayr aus Erfahrung. „Ein Arbeitsverhältnis hilft, die Lebensverhältnisse zu stabilisieren – wirtschaftlich, sozial und gesundheitlich. Dazu wird es im nächsten Jahr vermutlich zusätzliche arbeitsmarktpolitische brauchen“, so die Geschäftsführerin. „Einen Beitrag könnten auch Sozialökonomische Betriebe leisten. Wir bieten Beschäftigung in einem vorübergehenden Dienstverhältnis an und geben den Menschen eine Perspektive und begleiten und unterstützen sie bis zur Integration am ersten Arbeitsmarkt.“

Der Verkaufsraum des Secondhand Shop fair-kauf. Foto: HAI

Für die Zielgruppe Frauen wurde vor zehn Jahren der fair-kauf Shop eröffnet, da die Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich meist körperlich zu anstrengend waren.

Mittlerweile hat sich der Secondhand Shop fair-kauf gut entwickelt. Das Interesse der Kund_innen an dieser nachhaltigen Einkaufsform steigt. Im Angebot findet man Altes und gut Erhaltenes. Auch Upcycling-Produkte werden im Shop angeboten. Gut erhaltene Gegenstände können direkt im Shop abgegeben oder auch im Recyclinghof in Rif in die HAI-Schatzkiste“ gelegt werden.  

Erfolgsgeschichten der HAI:

Der Informatiker Patrick war seit Jahren verschuldet. Mit Hilfe der HAI holte er seinen Lehrabschluss nach und schaffte die Schuldenregulierung.

Melek wurde aufgrund ihres Kopftuchs immer abgelehnt bei Bewerbungen. Die HAI vermittelte ihr ein Praktikum, wodurch sie sich beweisen konnte.

Heidi konnte sich mit Hilfe der HAI in den Bereichen Buchhaltung und Lohnverrechnung weiterbilden. Sie ist nun überglücklich in den neuen Bereichen arbeiten zu können.

Eberhard war gekündigt worden als er schon “zu alt” war, schnell etwas Neues zu finden. Mit Hilfe der HAI absolvierte er einen Computerkurs, der ihm wieder half am Arbeitsmarkt neu Fuß zu fassen.


Das soziale Unternehmen HAI wird vom AMS und Land Salzburg kofinanziert. Mehr Informationen unter www.hai-hallein.at

ckfragehinweis: Mag.a Michaela Gadermayr, Geschäftsführerin. Halleiner Arbeitsinitiative HAI GmbH, Salzachtalstraße 45, 5400 Hallein. Tel: 06245/87456, Mail: m.gadermayr@hai-hallein.at, Web: www.hai-hallein.at


Titelbild: Pexels

Das könnte sie auch interessieren