Österreich ist der einzige EU-Staat, in dem mehr Frauen als Männer ermordet werden. Erst in der Nacht auf Donnerstag wurden in Wals eine Frau und ihre Mutter getötet. Die Tat hat im Bundesland Salzburg die Debatte über den Opferschutz weiter angeheizt.
Der Salzburger SPÖ-Chef David Egger zeigt sich angesichts drei Femizide im Bundesland Salzburg im Jahr 2021 alarmiert und sieht dringenden Handlungsbedarf: „Wir brauchen jetzt einen Krisengipfel mit allen Parteien, Frauenorganisationen, den Einrichtungen bzw. Vereinen, die sich für Gewaltprävention einsetzen, der Polizei und der Zivilgesellschaft. Die Politik ist jetzt gefragt, völlig ohne Parteibrille eine Strategie zu entwickeln, wie man Betroffenen von psychischer und physischer Gewalt besser eine Anlaufstelle und Schutz bieten kann. Außerdem wünsche ich mir eine breite Kampagne zur Bewusstseinsbildung.“
NEOS-Landesrätin Andrea Klambauer gefordert
Bereits im Sommer initiierte die SPÖ-Stadträtin Anja Hagenauer in der Stadt Salzburg unter der Einbindung von 30 Expert*innen einen Runden Tisch zum Thema Gewaltschutz, bei dem auch mehrere Maßnahmen vorgeschlagen wurden, von denen die Landeshauptstadt in ihrem Wirkungskreis bereits einige umgesetzt hat.
Die für Frauen zuständige NEOS-Landesrätin Andrea Klambauer war zwar ebenfalls zu diesem Runden Tisch eingeladen, nahm daran jedoch nicht teil. Ein Umstand, der bei Egger Kopfschütteln auslöst: „Es müssen jetzt auch auf Landesebene Taten passieren. Drei Frauenmorde in Salzburg innerhalb kurzer Zeit sind kein Zufall, unser Bundesland ist leider ein Epizentrum der Gewalt an Frauen. Es ist die Verantwortung von uns allen, jetzt schleunigst etwas dagegen zu unternehmen.“
Kein Platz für Parteigeplänkel
„Wir müssen Femizide als das bezeichnen, was sie sind: Nicht Familientragödien oder ähnliches, sondern grauenhafte Morde von Männern an Frauen“, ergänzt SPÖ-Landesfrauenvorsitzende LAbg. Karin Dollinger, die Eggers Forderung nach einem überparteilichen Gipfel ausdrücklich unterstützt: „Bei allen inhaltlichen Differenzen, die wir angesichts der Zerschlagung der Frauenhäuser haben, braucht es jetzt konstruktive Einigkeit zwischen den politischen Parteien. Ich ersuche hiermit die zuständige NEOS-Landesrätin Andrea Klambauer, unseren Vorschlag nicht beiseitezuschieben, nur weil er von der SPÖ kommt, sondern angesichts der verheerenden Gewalt gegen Frauen und der jüngsten Femizide umgehend einen Krisengipfel einzuberufen.“
Das sind die Fakten:
Allein im Jahr 2021 sind in Österreich bereits elf Frauen von Männern ermordet worden, drei Personen darunter waren Salzburgerinnen. Österreich ist der einzige EU-Staat, in dem jährlich mehr Frauen als Männer durch Mord oder Totschlag getötet werden. Im Jahr 2020 waren 31 Frauen unter insgesamt 43 Mordopfern, also mehr als 72 Prozent.
Protestkundgebungen: Bevölkerung reagiert empört
Um auf diese die traurige Bilanz aufmerksam zu machen, trafen sich die Salzburger SPÖ-Frauen am gestrigen Nachmittag schwarz gekleidet zu einer gemeinsamen Aktion beim Pegasusbrunnen im Mirabellgarten und warben um Unterstützung für ihre bundesweite Petition für wirksame Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen. Um 18:00 Uhr gab es vonseiten der Zivilgesellschaft und außerdem eine spontane Protestkundgebung am Bahnhofsplatz.
Die Petition der SPÖ-Frauen mit dem Titel “„Stoppt Femizide. Endlich ein Ende der Gewalt gegen Frauen“ kann hier unterzeichnet werden.