Politik

Salzburg: Schulterschluss bei psychiatrischer Versorgung

posted by Christian Gredler 21. November 2016 0 comments

Mindestens jeder zweite von uns ist laut Fachleuten irgendwann in seinem Leben von einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung betroffen. Die häufigsten davon sind Depressionen, Suchterkrankungen, Angststörungen, Schizophrenie oder Essstörungen. Betroffen ist man aber nicht nur als Patient_in. Nein, betroffen ist ein viel größerer Kreis. Familie, Freunde und Bekannte zählen hier genauso dazu, wie Kolleg_innen am Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Auch bei dieser Form der Erkrankung gilt: Je schneller die Diagnose erstellt und mit der Behandlung begonnen wird, desto besser die Chancen für die PatientInnen.

Nachfrage größer als Angebot

Hier stoßen die Patient_innen im Bundesland Salzburg schnell auf Probleme. Vor allem im Süden des Landes – im Pinzgau, Pongau und Lungau – lässt die adäquate Versorgung von PatientInnen mit psychischen Problemen noch immer zu wünschen übrig. Die Nachfrage nach einer professionellen Begleitung und Behandlung ist bedeutend größer, als das Angebot.

Im Jahr 2004 startete die psychiatrische Abteilung des Krankenhauses Schwarzach mit 20 Betten. Viel zu wenig, wie schnell erkannt wurde, weswegen die Bettenzahl schrittweise auf 59 erhöht wurde. Aber auch dieses Angebot ist Aufgrund der starken Nachfrage im psychiatrischen Bereich im Innergebirg noch zu wenig. Spätestens seit dem Jahr 2013 weisen Fachleute darauf regelmäßig hin und fordern für eine adäquate Versorgung der PatientInnen 83 Betten.

Ergänzt wurde das Angebot im Bundesland Salzburg ab Februar 2012 durch die Erweiterung der Psychiatrischen Rehabilitation in St. Veit im Pongau. Mangelware ist nach wie vor die Möglichkeit der Behandlung und Betreuung von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen. Die Umsetzung eines konkreten Projektes in Salzburg schleppt sich seit 2013 dahin.

Schulterschluss im Landtag

Die Initiative zur Verbesserung der Situation der Betroffenen ergriffen hat, nach einem Hilfeschrei der Psychiatrie im Krankenhaus Schwarzach, nun die Salzburger SPÖ und deren Chef Walter Steidl. Nach hartem Ringen mit dem zuständigen Gesundheitslandesrat Christian Stöckl (ÖVP) erreichten die Sozialdemokraten den einstimmig gefassten Beschluss, die psychiatrische und psychosoziale Versorgung in enger Zusammenarbeit der Spitäler und der niedergelassenen Ärzt_innen zu optimieren, ein integriertes Gesamtkonzept nach dem Hamburger Modell zu entwickeln und ein psychosoziales Versorgungs- und Beratungskonzept von Kindern und Jugendlichen vor allem im Süden des Landes umzusetzen.

Noch Ende Oktober richtete Stöckl dem Krankenhaus Schwarzach medial aus, selbst am Bettenmangel schuld zu sein. “Das Krankenhaus hat in der psychiatrischen Abteilung 39 bewilligte Betten am Standort Schwarzach und 20 am Standort St. Veit. Aufgrund des Personalmangels ist man aber nicht in der Lage, die 20 Betten in St. Veit stationär zu nutzen”, meinte er gegenüber der Kronenzeitung, nachdem die Fachärzt_innen in einem offenen Brief bemängelten, dass man statt der derzeitigen 53 Betten mindestens 80 Betten benötigen würde. Anders sah das Walter Steidl, welcher auf die Verantwortung des Gesundheitslandesrates verwies: “Finanzreferent Stöckl verkennt seine Aufgabe, wenn er die Schuld an der dramatischen Situation im Innergebirg auf den Personalmangel schiebt. Stöckl muss als politisch Verantwortlicher die Voraussetzungen schaffen, dass sich Psychiater_innen für Salzburg als Arbeitsort entscheiden. Die Schuld immer zu auf andere zu schieben ist ein schlechter Stil des Herrn Gesundheitslandesrates“, erklärte Steidl.

„Einfach machen!“, lautet der neue Slogan auf den Plakaten der Salzburger SPÖ. Obwohl sie sich in der Oppositionsrolle befindet und über keine Mehrheit im Landtag verfügt, dürfte sich Steidl diesen Spruch zu Herzen genommen haben und appellierte an die Vernunft der Abgeordneten der anderen Parteien. “Mir war es wichtig, dass das Problem über die Parteigrenzen hinweg angegangen wird. Die Patient_innen brauchen Lösungen und schnelle Hilfe, hier darf Parteipolitik keine Rolle spielen”, so Steidl. Der Beschluss fiel einstimmig. Offensichtlich führte sein Appell zu einem Umdenken.

 

 

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