Politik

Warum haben Konservative so große Angst vor der Ganztagsschule?

posted by Ingrid Riezler-Kainzner 5. Juli 2016 0 comments

Ein Kommentar von Ingrid Riezler-Kainzner

Die aktuelle Diskussion um die Forderung nach einem frisch gekochten Mittagessen in den Schulen, nicht nur für die, die in die Nachmittagsbetreuung gehen, zeigt die massive Angst der Konservativen vor der Ganztagsschule. Ausnahme natürlich: Ihre Eliten in den Privatschulen. Scheinbar bricht ihr Weltbild zusammen, wenn die Kinder nicht mittags zum Essen nach Hause kommen. Frau muss sich ja dann nicht mehr aufgrund von Betreuungspflichten auf die Rolle der Zuverdienerin beschränken. Ich hab kein Problem, wenn sie es trotzdem macht, aber nicht aus diesem Grund. Sollte es nicht in erster Linie um die Kinder gehen? Wir wissen doch, dass Schule halbtags nicht mehr funktioniert. Nicht für Flüchtlingskinder, nicht für Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache, denen die Eltern nicht helfen können, nicht für Kinder aus bildungsfernen Familien, nicht für Kinder, die daheim unter massivem Leistungsdruck stehen. Für alle, die sich keinen externen Musikunterricht o.ä. leisten können.

Die aktuelle Diskussion um die Forderung nach einem frisch gekochten Mittagessen in den Schulen, nicht nur für die, die in die Nachmittagsbetreuung gehen, zeigt die massive Angst der Konservativen vor der Ganztagsschule. Ausnahme natürlich: ihre Eliten in den Privatschulen

Ganztagsschule – alle profitieren!

Wir können unseren Kindern nur Wissen, also beste Bildung, für die Zukunft mitgeben, so heute der neue Chef der Industriellenvereinigung in Salzburg. Die Wirtschaft insgesamt sieht das so. Nur nicht die Wirtschaftspartei ÖVP. Und die Lehrergewerkschaft. Und auch viele PadagogInnen vor Ort. Wahlfreiheit setzt eine Wahlmöglichkeit voraus, die nicht gegeben ist. Staat soll nicht in die Familie hineinregieren, so die Konservativen. Mit fehlenden Angeboten bestimmen sie doch auch das Leben der Familien. Mir hat der Plan im Regierungsprogramm des Bundes sehr gut gefallen, dass eine Parallelklasse ganztägig verschränkt angeboten werden soll. Das wäre ein wichtiger Schritt gewesen im Sinne der hochgelobten Wahlfreiheit. Leider wird jetzt wieder um die gemeinsame Schule gestritten, die für mich erst der nachfolgende Schritt sein kann. Dafür die Ganztagsschule zu opfern, ist völlig kontraproduktiv. Auf dem Land gibt es die gemeinsame Schule sowieso, Handlungsbedarf besteht da bei der Inklusion behinderter Kinder. Nicht auf Ganztagsschulen umzustellen, die natürlich qualitativ hochwertig und gratis sein müssen, ist grob fahrlässig und gefährdet nicht nur die Zukunft der Kinder und der Wirtschaft, sondern auch den inneren, sozialen Frieden im Land.

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